Foto: Jochen Quast

Strategieentwicklung für das wachsende Unternehmen

Unternehmen brauchen eine Strategie. Soweit so gut.

Was ist eine Strategie eigentlich? Für mich bedeutet eine Strategie folgendes:

  1. Ich weiß, wo ich stehe.
  2. Ich weiß, wo ich hinwill.
  3. Ich weiß, welche Hebel ich bewegen muss, um zum Ziel zu kommen.
  4. Ich kenne die Aktionen, die mich so zuverlässig wie möglich vom Ist zum Soll bringen.

Die Strategie basiert für mich auf einer Vision und einer Mission, also einem Grund, warum es das Unternehmen gibt und einem erstrebenswerten Zielzustand, der in den nächsten 3-10 Jahren erreicht werden soll.

Wenn man das einmal so verstanden hat, wird deutlich, dass eine Strategie in einem wachsenden Unternehmen unerlässlich ist, um

  • Mitarbeitern und Interessengruppen Orientierung zu geben, wohin es geht und warum,
  • Prinzipien der Zusammenarbeit in komplexen Zeiten zu definieren und
  • Maßstäbe für Erfolg zu definieren.

Gleichzeitig ist es offensichtlich, dass unter komplexen Rahmenbedingungen, die sich vor allem durch Unsicherheit und Überraschungen auszeichnet, eine Strategie nur bedingt zu zuverlässig planbaren Ergebnissen führen kann.

Vor diesem Hintergrund durfte ich in den Jahren 2020 und 2021 den Prozess der Entwicklung der strategischen Ausrichtung des Lebenshilfewerks Mölln-Hagenow begleiten. Dieses Projekt entstand aus einer Kooperation mit der Janus GmbH & Co. KG, einem Beratungs- und Trainingsunternehmen in Aying bei München.

Hier möchte ich kurz den Prozess erläutern. Der Prozess wird in diesem Jahr in der LHW-Publikation Spektrum in Form eines Interviews beschrieben.

Das Interview führte die Agentur Schmidt-Ohm + Partner mit der Geschäftsführerin des Lebenshilfewerks, Ines Mahnke und mir, Holger Rohde.

Ausgangslage

Das Jahr 2020 markierte das geplante Verfallsdatum der Strategie 2014-2020 des Lebenshilfewerks. Der Anspruch war, eine neue Strategie zu erstellen, die wiederum für sieben Jahr gültig sein sollte.

Diese Intention war die Basis für den Prozess, den ich gemeinsam mit dem LHW gestaltet habe.

Schritt 1: Runder Tisch

Was sind die Trends in der Gemeinwohlökonomie und was machen andere gemeinwohlorientierte Unternehmen? Das waren die zentralen Fragen einer Brainstorming-Runde von Unternehmen und Vertretern des öffentlichen Lebens, aus der wir für die Strategie Impulse gewinnen wollten.

Schritt 2: Interviews

Vor dem ersten Zusammenkommen im größeren Kreis durfte ich die Leitungskräfte einzeln interviewen. Fazit: die alte Strategie wurde nicht genutzt und war vielen, vor allem neuen Mitarbeitenden sogar gänzlich unbekannt.

Schritt 3: Zukunftskonferenz

In der Zukunftskonferenz haben wir  mit den Leitungskräften aus Fachbereichen und Regionen die bestehende Strategie inhaltlich gewürdigt und einer kritischen Analyse bzgl. Inhalt und Prozess unterzogen. Insbesondere die Werte des Lebenshilfewerks wurden von allen Beteiligten bestätigt und in großem Konsens anschaulich beschrieben.

Inhaltlich sollten z.B. die Regionen an Bedeutung gewinnen. Ein anderes Thema waren konkrete Projekte. Diese wurden in der neuen Strategie nicht mehr explizit aufgeführt. Hier haben wir der Dynamik und Komplexität des Geschäfts Tribut gezahlt und auf die Konkretisierung im Strategiepapier verzichtet. Die Projekte sind jetzt Bestandteil der jährlichen Unternehmensziele und der individuellen Ziele.

Veränderung muss anschaulich und anfassbar sein. Zu diesem Zweck wählte die Geschäftsführerin Frau Mahnke das Symbol eines Astronauten, der mit Weitblick unterwegs ist zu neuen Zielen.

Die Struktur der Strategie wurde angepasst und die einzelnen Elemente wurden von den zuständigen Leitungskräften detailliert.

In mehreren Runden wurden diese inhaltlichen Vorschläge gemeinsam betrachtet und einvernehmlich so gekürzt, dass das Dokument als Ganzes lesbar und übersichtlich blieb.

Schritt 4: Partizipative Gestaltung

Im nächsten Schritt sind wir in den Dialog mit den Regionen und den Fachbereichen eingestiegen. Die einzelnen Runden hatten die Aufgabe, sich zu überlegen, ob und wie die Strategie für sie stimmig und nutzbar ist. Verbesserungsvorschläge wurden diskutiert und führten zum Teil zu Anpassungen.

Schritt 5: Verabschiedung und Veröffentlichung

Schließlich wurde Ende 2020 das neue Papier in elektronischer Form und in Papier von der Agentur Schmidt-Ohm + Partner finalisiert. Damit war gewährleistet, dass die strategische Ausrichtung in die Unternehmensziele 2021 und in den Zielen der Bereiche und Einrichtungen einfließen konnte.

Schritt 6: Überprüfung

Schon bei der Erstellung war klar, dass die Strategie jedes Jahr einmal auf den Prüfstand kommen sollte. Im Herbst 2021 trafen sich die Leitungskräfte unter meiner Moderation zu einer 2-tägigen Klausur, bei der die Strategie auf ihre konkrete Anwendbarkeit überprüft wurde.

Fazit: die ausgesprochen gelungene und ansprechende äußere Gestaltung sowohl des Layouts als auch der Papierversion machten Freude und animierten dazu, das Dokument öfter als vorher in die Hand zu nehmen und in Besprechungen, in Vorstellungsgesprächen und bei der Auswahl von Projekten zu berücksichtigen.

Die strategische Ausrichtung ist mit Leben gefüllt und wird auch wirklich genutzt. Ein schöner Erfolg und Ansporn für die weitere Arbeit aller Beteiligten.