8 Vorschläge für effektive Führung in der Krise

Navigation in der Krise ist nicht neu. In einer zunehmend dynamischen und komplexen Welt kann man sich aber immer weniger auf bewährte Rezepte verlassen, sondern muss sich selbst auf einen experimentellen Pfad einlassen.

Im folgenden möchte ich acht Prinzipien vorstellen, die mir im Laufe der letzten Jahre durch persönliche Erfahrung und den Austausch mit vielen Führungskräften immer klarer geworden sind.

Damit verbunden ist die Einladung, diese Prinzipien so anzuwenden, dass es sich für Sie stimmig anfühlt.

  1. Navigieren Sie mit der richtigen Karte. Krisen können ihre Ursache in komplizierten, komplexen und chaotischen Situationen haben. Das Cynefin-Framework von Dave Snowden zeigt auf, wie man in diesen Situation wirksam durch die Krise steuern kann. Agilität ist eine Methode, um mit Komplexität umzugehen. 
  2. Nehmen Sie eine Coaching-Haltung ein, wenn Sie sich nicht gerade in einer chaotischen Krise befinden. Niemand kann alles selbst machen. Potentialentfaltung von Menschen und Mobilisation von Motivation und Engagement sind entscheidend, damit alle ihr bestes gebe.
  3. Entscheiden Sie unter Unsicherheit. In der Krise gibt es selten Sicherheit. Hier geht es darum, sich damit zu arrangieren, dass Entscheidungen nach bestem Wissen getroffen werden. Daraus entstehen Geschwindigkeit und Reaktionsfähigkeit. Machen Sie sich klar, wie weit Sie sich dabei wohl fühlen.
  4. Heißen Sie Fehler und Feedback willkommen. Krise heißt auch voneinander lernen. Führungskräfte sollten in der Lage sein, Fehler und aktives Einholen von Feedback als Chance für Lernen und Innovation zu verstehen.
  5. Zeigen Sie Präsenz als Führungskraft. Eine Krise hat starke emotionale Auswirkungen. Führungskräfte müssen hier durch eine starke emotionale Präsenz positive Erfahrungen ermöglichen. Wer sich in der Krise in sein Schneckenhaus zurückzieht, kann andere nicht erreichen. Machen Sie sich mit den Prinzipien von Führung auf Distanz vertraut.
  6. Halten Sie das Denken auf Kurs. Krisen zeichnen sich häufig durch komplexe Zustände aus, mit denen unser Steinzeitgehirn immer noch seine Schwierigkeiten hat. Einige Beispiele dafür sind:
    1. Krisen, die sich nicht anschaulich und direkt vor unseren Augen abspielen, entfalten wenig emotionale Wirkung und führen in der Regel nicht zu Handlungsimpulsen, obwohl diese dringend geboten wären. Ein Beispiel stellt der Klimawandel dar. Erhöhen Sie die Anschaulichkeit durch möglichst relevante und konkrete Auswirkungen.
    2. Systemdynamiken durch positive Rückkopplungen können wir schlecht erfassen. Dazu zählen zum Beispiel die Eis-Albedo-Rückkopplung. Stellen Sie sicher, dass die Zusammenhänge wirklich verstanden sind, bevor impulsive Entscheidungen getroffen werden. Es besteht ein Unterschied zwischen Reaktionsfähigkeit und ballistischem Verhalten, in dem Hypothesen mit der Realität gleichgesetzt werden.
    3. Wir unterschätzen exponentielles Wachstum. Als Beispiel sei hier auf die Legende von Sissa ibn Dahir, dem Erfinder des Schachspiels verwiesen. Nehmen Sie sich die Zeit, die Sache zu Ende zu denken.
  7. Kommunizieren Sie aus der Perspektive der Menschen und gleichzeitig ergebnisorientiert. Wenn Sie Menschen in der Krise trotz fehlender Sicherheit zu Engagement bewegen möchten, dann brauchen Sie einen Anknüpfungspunkt, der sich aus der Perspektive der Menschen ergibt. Beantworten Sie die folgenden Fragen aus der Sicht der Betroffenen: Was kommt dabei für mich raus? Wie kann ich einen sinnvollen Beitrag leisten? Wie kann ich mir das Ergebnis vorstellen?
  8. Handeln Sie beidhändig. Die Krise ist ein Kontext, in dem Führung sich abspielt. Hier zählen Motive wie Sicherheit und kurzfristige Handlungsfähigkeit. Gleichzeitig findet Führung auch immer in anderen Kontexten statt, wie Innovation, Gestaltung von Zukunft etc. Dazu hat sich der Begriff Ambidextrie, beidhändiges Führen, etabliert. Führungskräfte müssen also beides organisieren: Krisenbewältigung und strategische Orientierung; operative Exzellenz und Innovation; Performance und Transformation.